Werners Chronik: Der letzte Sänger schließt die Tür
Werners Abschied in eigenen Worten. Zeitzeuge Spayer Chorgeschichte. 67 Jahre aktives Singen!
Werner hat sich die Mühe gemacht, selbst etwas zu seinem Abschied aus dem aktiven Sängerleben zu schreiben, das will ich euch nicht vorenthalten. Und dann habe ich noch ganz dilletantisch seine Fotos abfotografiert, die er mir zur Verfügung gestellt hat – aber besser als nix 😀.
Der letzte Sänger schließt die Tür.
Historie: Die beiden Männergesangsvereine, MGV Eintracht, gegründet 1880 im ehemaligen Ortsteil Niederspay und der MGV Liederkranz aus Oberspay, gegründet 1908 fusionierten im Jahre 2005 unter dem Namen Männerchor Spay e.V..Der Grund war die sinkenden Sängerzahl, die im übrigen auch allgemein in unserer Region zu beobachten war und noch ist. Auch aus wirtschaftlichen Gründen (Dirigentenkosten) schien ein Zusammenschluss sinnvoll.
Anfangs waren alle euphorisch. Ein Chor mit über 40 Sängern, da kam schon was rüber. Aber schon bald setzte die Erosion ein und es wurden aus den verschiedensten Gründen immer weniger Stimmen. Da kamen schlaue Leute auf die Idee, warum sollten wir nicht gemischt singen mit dem Frauenchor Cantinova, zumal beide Chöre den gleichen Dirigenten hatten. So kam es zur Chorgemeinschaft Spay.
Damit war das Schicksal der beiden Männergesangsvereine endgültig Geschichte. Jetzt hat sich Werner D. als letzter aktiver Sänger, der 1957 in den Liederkranz eintrat und bis heute allen 3 Chören angehörte, in die Inaktivität verabschiedet.
Es gab immer wieder Höhen und Tiefen in den Vereinen, sie haben 2 Weltkriege überstanden, mit erheblichem Aderlass ihrer aktiven Mitglieder und sich immer wieder neu aufgestellt. Ein wenig Wehmut kommt auf, wenn man das Chorleben in Spay im Zeitraffer betrachtet. Neben den Männerchören gab es den Kirchenchor, es gab einen, ja sogar mehrere Frauenchöre und in den 1980er/90er Jahren einen Kinderchor. Und heute? Außer der Chorgemeinschaft gibt es nur noch den Singkreis, der bei kirchlichen Anlässen hin und wieder auftritt.
Getreu dem Wahlspruch des MGV Liederkranz „In Freud und Leid zum Lied bereit“ haben die beiden Männerchöre über ein Jahrhundert das kulturelle Leben in unserer Gemeinde mitgestaltet, bei traurigen sowie bei fröhlichen Anlässen und sie genossen bei der Bürgerschaft einen hohen Stellenwert. Doch was soll’s? Lasst uns nach vorne schauen. Noch hat das Chorleben in Spay mit der Chorgemeinschaft eine Zukunft. Der rührige Vorstand tut alles, um Sängerinnen und Sänger zu gewinnen. Der Dirigent will den Erfolg, das konnte man bei der Veranstaltung am 3. Oktober im Pfarrheim miterleben. Den gemischten Chören gehört die Zukunft. Ausgeglichene Männer- und Frauenstimmen produzieren Hörgenuss und so besteht die Hoffnung, dass der Chorgesang in Spay erhalten bleibt. Das wäre uns allen zu wünschen, denn wo man singt, da lasse dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder!
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